Wie wir einen Multicar abholten.

Zunächst lag ein Schatten auf dem Projekt...

Der Winter 2009/2010 war nicht besonders hart, aber zeitweilig schneereich. Mitunter musste mehrmals am Tag die Straße und auch der Gehweg vom Schnee befreit werden. In dieser dunklen Jahreszeit kam Mann auf die Idee, dass ein Winterdienstfahrzeug von großem Vorteil wäre. Damit war eine neue Aufgabe geboren: Multicar mit Schiebeschild! Die Beschaffungsseite für solche Fahrzeuge konzentriert sich hauptsächlich auf das Internet. Ebay. Relativ schnell war ein passendes Inserat gefunden und sehr schnell war ein (Spaß)-Gebot abgegeben. Während sich der Bieter dann im verdienten Winterurlaub erholte wurde die Auktion zu seinen Gunsten entschieden. Schließlich war das Objekt der Begierde ein Multicar M24 mit einem Drehleiteraufbau. Standort Breitungen. Laut Straßenatlas gute 50km von Halberstadt entfernt. Leider gibt es Breitungen mindestens zweimal auf der Welt. Besagtes Breitungen im Südharz ist eines davon. Außerdem gibt es ein Breitungen an der Werra, südlich von Eisenach. Die Entfernung vom Wohnort dorthin beträgt gute 200km. Wie sollte es anders sein, der Multicar befand sich natürlich nicht im Südharz sondern an der Werra ...
Wegen des vorhandenen Eigengewichtes von über 2 Tonnen gestalteten sich die Transportmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Der vorhandene Trailer konnte solche Massen nicht laden und das vorhandene Zugmittel nicht ziehen. Aber irgendwie musste das Vehicel in den neuen Heimathafen. Nach kurzem Telefonat mit dem Verkäufer wurde entschieden, dass der Multicar die 200km aus eigener Kraft schaffen musste. Dafür wurden dann großzügige 6 Stunden Zeit eingeplant. Das ist nicht zuviel, wenn man die maximale Fahrgeschwindigkeit von 50km/h bedenkt. Bei Vollgas!
Der Termin stand fest: Samstag, 6. März 2010. Abfahrt: ganz früh. Es hatte die ganze Nacht geschneit. Bei Abfahrt lagen gut 15cm Neuschnee. Die Fahrt ging dann auch nur sehr langsam voran. Nach mehr als einer Stunde erreichten wir Blankenburg. Der Schneefall wurde immer stärker, die Fahrt immer langsamer. Es half nichts, wir mussten umkehren. Noch vor sieben Uhr lag ich wieder im Bett.
Zweiter Anlauf. Inzwischen hatten wir Ende März und der Verkäufer Lothar war deutlich ungehalten wegen der zögerlichen Abholung. Die Probleme häuften sich. Neben dem Wetter plagte mich auch eine Grippe ganze 3 Wochen lang. Die Aktion sollte jetzt trotzdem starten. Wir hatten entgegen der Gewichtsbeschränkung den Transport auf dem Trailer favorisiert. Niederschmalkalden, da hatte Lothar sein Anwesen, war schnell erreicht. Lothar zeigte uns die Funktionen des Alleskönners und .... dann gabs die nächsten Probleme bei der Beladung des Trailers. Die Auffahrrampen passten nicht zur Spurweite des Multicar. Eine Reifenbreite zu schmal. Zum Glück hatte Lothar einen Abschleppwagen mit verschiebbarer Plattform. Also zuerst Multicar auf den Abschleppwagen, dann mit dem Abschleppwagen an den Trailer rangieren, Plattform absenken und Multicar umsetzen. Stellte sich schon bei dieser Prozedur die Frage, wie die Entladung wohl anzustellen wäre.
Eine Fahrt durch den reizvollen Thüringer Wald und über den Kleinen Inselsberg lag vor uns. In der Nähe von Waltershausen, dem Geburtsort aller Multicar's, machte das spürbar beladene Gespann ungewöhnliche Geräusche. Im Rückspiegel konnte man dann für kurze Zeit ein Rad des Anhängers beobachten, wie es erst auf der Bundesstraße, dann im Straßengraben und schließlich über die Wiese rollte. Wir hatten ein Rad vom Anhänger verloren. Zwar fand sich das Rad und alle 5 Radschrauben wieder an, jedoch war eine Weiterfahrt mit beladenem Anhänger nicht mehr möglich. Von den 5 Radschrauben waren nur noch 3 verwendbar. Also kurzerhand den Multicar abgeladen. Das war wegen der Spurbreite nicht ganz so einfach. Aber wenn Mann einen richtig dicken Hals hat, dann geht es doch recht einfach.
Die weitere Fahrt erledigte der Multicar dann aus eigener Kraft. So wie es schon am 6. März geplant war. Nicht rasant, aber doch zügig in Richtung Heimat. Nach vielleicht 10km trat beim Befahren einer leichten Steigung ein Leistungsverlust auf, der schließlich zum Stillstand des Fahrzeugs führte. Kurze Pause, dann sprang der Motor wieder an und es ging weiter. Nach der leichten Steigung kam eine lange Steigung. Leistungsverlust. Motor aus. Motor an. Motor aus. Alles aus. Der Motor sagte keinen Mucks mehr. Mit dem immer noch dicken Hals kuppelten wir den Trailer von der Zugmaschine ab und ersetzen ihn durch den Multicar. Der Anhänger musste an der Landstraße zurück bleiben. Mit dem Multicar im Schlepptau ging es noch langsamer voran. In Behringen fanden wir ein LPG-Nachfolgeunternehmen, wo wir den Multicar abstellen konnten. Bis jetzt hat der Multicar kein Glück gebracht.
Am Abend gegen acht waren wir wieder zu Hause. Zum zweiten Mal ohne den Multicar.
Die Geschichte drohte eine unendliche zu werden. Nur Dank Mittelsmänner und einem gelben Engel schaffte es der Multicar dann doch noch in unsere Oldtimerhalle. Die Halle hatten wir damals ganz frisch angemietet.